Montag, 4. Januar 2016

Lebensherbst

     
    
von Annegret Kronenberg

Ein Pärchen im greisen Alter
sitzt verträumt an einem Hang.
Er streichelt ihre welken Hände,
die treu geschafft ein Leben lang.

Sie ist für ihn ein Edelstein,
eine Kostbarkeit, die nie vergeht;
er ist für sie ein Felsgestein,
das allen Stürmen widersteht.

Es herbstelt schon, und matte Strahlen
schimmern durch das bunte Laub.
Lange Schatten Bilder malen
auf der Wege dunklem Staub.

Taumelnd schweben müde Blätter
den beiden Alten vor den Fuß.
Übermüt´ge Frühlingsträume
winken jetzt zum Abschiedsgruß.

Weltentrückt in fremde Sphären,
ahnt jeder, was der andre denkt,
hoffend, dass nicht er es wäre,
der als letztes Blatt am Baume hängt.

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